Zugunglück fordert Hilfsorganisationen des Landkreises
Kurz nach 14:30 Uhr alarmierte die Integrierte Leitstelle Regensburg am Samstag zunächst die Feuerwehren aus dem Stadtgebiet Neumarkt i.d.OPf. und aus Sengenthal zu einem gemeldeten Zugunfall auf der Gleisstrecke zwischen Neumarkt und Sengenthal, Höhe des Stadtteils Hasenheide.
Schon den ersteintreffenden Kräften von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst offenbarte sich nach der ersten Erkundung der Lage, dass dies kein normaler Einsatz werden würde. Während die aus Neumarkt anrückenden Kräfte einen verunglückten Gefahrguttransporter vorfanden, trafen die aus Sengenthal angerückten Kräfte auf einen mit eingeklemmten Personen besetzten PKW, der mit der Lok kollidiert war. In einem Personenwagon waren durch die Zugkollisionen zudem Fahrgäste verletzt worden.
Im Abstand von mehreren hundert Metern waren also zwei große Schadensszenarien zu bewältigen. Aufgrund des festgestellten Schadensausmaßes wurden umgehend eine Vielzahl weiterer Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bayerischem Roten Kreuz und Polizei nachalarmiert. In der Spitze waren etwa 250 Einsatzkräfte in die Großübung eingebunden.
Bei erkennbar werden dieses Schadens- und Einsatzausmaßes wurde durch die Einsatzleitung in Absprache mit dem Landratsamt der sog. erhöhte Koordinierungsbedarf festgestellt. Diese rechtliche Feststellung nach dem Bayerischen Katastrophenschutzgesetz bewirkt, dass ein Örtlicher Einsatzleiter (ÖEL) eingesetzt wird, dem alle nichtpolizeilichen Einsatzkräfte unterstellt sind. Dieser richtete im Feuerwehrhaus Reichertshofen seinen Führungsstab als örtliche Einsatzleitung ein, der fortan alle wesentlichen Entscheidungen traf.
Neben der Befreiung und Versorgung der eingeklemmten Personen im kollidierten PKW galt es im Einsatzabschnitt Richtung Sengenthal alle 25 Fahrgäste im Personenwagon zu sichten, zu versorgen und in Kliniken zu verbringen. Vorsorglich wurde mittels Dohnen nach etwa in Panik geflüchteten Fahrgästen gesucht. Das Bayerische Rote Kreuz richtete mit rund 60 Helferinnen und Helfern einen örtlichen Behandlungsplatz für die Verletzten ein.
Als weiterer anspruchsvoller Einsatzabschnitt erwies sich der Unfall mit dem Gefahrguttransporter. Es mussten ein Austritt von ca. 1.500 Litern einer giftigen und brennbaren Flüssigkeit sowie ein Eintritt in die Kanalisation festgestellt werden. Einsatzkräfte benötigten Sonderausrüstung, um sich den havarierten Behältern überhaupt nähern zu können und mussten nach dem Einsatz dekontaminiert werden. Messungen in der Kanalisation ergaben, dass dort zündfähiges Luftgemisch entstanden war. Der Führungsstab veranlasste aufgrund dieser Gefahrenlage umgehend eine Warnung der betroffenen Bevölkerung und bereitete eine Evakuierung des Stadtteils Hasenheide und des Gebietes am Moosweg vor. Hierfür waren ein Bustransfer sowie die Einrichtung der Jurahallen als Notunterkunft vom Stab zu organisieren. Mit Fachbehörden und Fachberatern wurde parallel die Entsorgung und Beseitigung des ausgetretenen Gefahrstoffes und die Abwendung der Explosionsgefahr abgestimmt.
Kreisbrandrat Jürgen Kohl konnte zahlreiche Vertreter aus Behörden und Politik als Beobachter der Übung begrüßen. Neben Vertretern der Polizeiinspektionen, der Integrierten Leitstelle, des Landratsamtes und der Staatlichen Feuerwehrschule informierten sich auch MdB Susanne Hierl, Landrat Willibald Gailler sowie die Bürgermeister Werner Brandenburger und Christian Schmid über den Verlauf der Übung und zeigten sich bei Besichtigung der Schadensstellen beeindruckt, wie reibungslos und professionell die Hilfsorganisationen im Landkreis Hand in Hand ein solches Szenario bewältigten.
Kreisbrandrat Kohl hob zusammen mit den Vertretern von Polizei und Rettungsdienst hervor, dass Kern der Übung die Entwicklung der Einsatzlage dahingehend war, dass diese nur mehr mit stabsmäßigem Arbeiten und mit den rechtlichen Möglichkeiten des Katastrophenschutzrechtes zu bewältigen war. Es sollte gezielt Stabsarbeit beübt und umgesetzt werden. Die Erkenntnisse aus der Übung tragen dazu bei, dass Stabsmitglieder und Hilfsorganisationen für mögliche echte Großschadenslagen noch besser gewappnet sind.
Zwei Mitglieder der First Responder-Gruppe Lauterhofen unterstützten unseren Kooperationspartner, den BRK KV Neumarkt.
Franzi & Tobi besetzten einen KTW Typ B der SEG Transport des SAN-Zuges Parsberg. Neben der Versorgung mehrerer Verletzter zählte auch der Transport von Verletzten zu ihren Aufgaben bei dieser Großübung.
Aufgrund der Vielzahl der eingesetzten Einheiten wird auf eine Einzelnennung verzichtet. Der Dank gilt allen Organisatoren, Teilnehmern, Mitwirkenden und Unterstützern der Übung!
Text: Gottschalk, KFV Neumarkt (durch FF Lth. etwas geändert/ergänzt)
Links:
- Bericht KFV Neumarkt
- Bericht BRK KV Neumarkt (folgt noch)
- Bericht NeumarktAktuell
- Bericht NeumarktOnline (folgt noch)